Bollinger Bänder dienen der Chartanalyse, sie begrenzen einen gleitenden Mittelwert des Kurses. John Bollinger entwickelte sie in den 1980er Jahren unter der Annahme, dass die Kurswerte mit großer Wahrscheinlichkeit zum Mittelwert eines Trendkanals tendieren. Wenn sie aus dem durch die Bollinger Bänder gebildeten Kanal ausbrechen, deutet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Trendwechsel an.
Um Bollinger Bänder darzustellen, benötigt das entsprechende Chartprogramm den gleitenden Durchschnitt einer definierten Periodenzahl, für die John Bollinger im Aktienmarkt 20 Tage vorschlug. Danach bilden sich die beiden Begrenzungen – oben und unten – durch die Bollinger Bänder aus der Ermittlung des Abstands vom gleitenden Durchschnitt mit einer bestimmten Standardabweichung, die sich aus der vorgefundenen (auch wechselnden) Volatilität ergibt. Wenn die Periode richtig gewählt wird, stellen Bollinger Bänder den Trendkanal recht zuverlässig dar. Auch erfahrene Trader, die technischen Indikatoren eher skeptisch gegenüberstehen, wenden sie standardmäßig an. Der Faktor der Standardabweichung spielt eine große Rolle. John Bollinger empfahl zwei, doch einfacher dürfte es sein, die Bollinger Bänder durch das Chartprogramm mit wechselnden Werten so lange zeichnen zu lassen, bis sich ein sauberer Kanal ergibt.
Bollinger Bänder: Gleitende Durchschnitte verstehen
Die Basis der Bollinger Bänder sind die Gleitenden Durchschnitte (GDs). Man nutzt die GDs auch als alleinige Analysemethode in der Charttechnik. Es existieren die Einfachen Gleitenden Durchschnitte (Simple Moving Averages; SMAs) und die Exponentiellen Gleitenden Durchschnitte (Exponential Moving Averages; EMAs). Beide werden dazu genutzt, um den optimalen Einstiegszeitpunkt für einen Trade zu prognostizieren. Als Grundlage für die Bollinger Bänder dienen die SMAs.
Simple Moving Average bilden #1: Durchschnittskurse berechnen
Zur Bildung eines SMAs braucht es eine Periodisierung. Um den Gleitenden Durchschnitt im Day-Trading zu verwenden, nutzt man eine kurze Periodisierung. Hierbei kann es sich beispielsweise um eine Periodisierung von einer Stunde oder einem Tag handeln. Um den gleitenden Durchschnitt bei einer eintägigen Periodisierung zu bilden, werden beispielsweise die Schlusskurse jeder Stunde des Tages zusammengetragen: Wie hoch stand der Kurs um 13 Uhr 59, wie hoch um 14 Uhr 59 etc.?
Da ein Tag 24 Stunden dauert, erhält man 24 Schlusskurse, die zur Ermittlung des Durchschnittskurses in folgende Formel eingesetzt werden:
A1 steht hierbei für die erste Stunde, A2 für die zweite Stunde und so geht es weiter bis zur 24. Stunde. Das „n“ steht immer für den letzten Wert; also bei 24 Stunden für 24. Werden die Schlusskurse im Zähler des Bruchs zusammenaddiert und durch n = 24 im Nenner des Bruchs geteilt, so ergibt sich der Durchschnittsschlusskurs in einer 24-Stunden-Periode.
Simple Moving Average bilden #2: Mehrere Durchschnittskurse in einem Graphen abbilden
Bis hierhin wurde nur ein einziger Durchschnittsschlusskurs für die 24-Stunden-Periode errechnet. Dies reicht zur Bildung eines Gleitenden Durchschnitts bei weitem nicht aus. Ein Gleitender Durchschnitt wird als Graph dargestellt und setzt sich aus mehreren Durchschnittskursen zusammen. Wenn der GD eine Periodisierung von 24 Stunden, also einem Tag, hat, dann müssen die Durchschnittskurse von mehreren Tagen gesammelt werden.
Beispielsweise können die Durchschnittskurse für die letzten 20 Tage ermittelt werden. Dadurch erhält man 20 Durchschnittskurse, aus denen sich ein Graph bilden lässt. Dieser Graph veranschaulicht, welchen Durchschnittswert die stündlichen Schlusskurse in den letzten 20 Tagen hatten. Es ist somit etwas ganz anderes, als die letzten 20 Tagesschlusskurse aus dem Chart herauszulesen.
Je nachdem, über welchen Zeithorizont getradet wird, bietet sich eine andere Periodisierung für den Gleitenden Durchschnitt an. Beispielsweise kann anstelle der 20 Tage auch mit 20 Stunden gerechnet werden, wenn ein Trader besonders kurzfristig handelt. Sehr kurzfristig ausgerichtet sind in der Regel der Devisenhandel und das CFD-Trading.
Die Standardabweichungen bei Bollinger Bändern
Oberhalb und unterhalb des Graphen, der den Gleitenden Durchschnitt abbildet, sind das obere Band und das untere Band zu sehen. Diese beiden Bänder werden aus den Standardabweichungen gebildet, wofür der Gleitende Durchschnitt benötigt wird. Das obere Band wird aus dem Gleitenden Durchschnitt + der Standardabweichung gebildet, wohingegen das untere Band aus dem Gleitenden Durchschnitt – der Standardabweichung entsteht.
John Bollinger empfahl für die Standardabweichung einen Faktor von 2. In der Analyse wird dieser Faktor am häufigsten genutzt, jedoch ist auch ein Wert von 1,5 üblich und immerhin selten ein Faktor von 3 anzutreffen. Die Standardabweichung wird gebildet, indem bei der Bildung des Gleitenden Durchschnitts die Abweichung der einzelnen Durchschnittskurse vom Mittelwert untersucht wird – dies ist bereits äußerst komplexe Mathematik.
Die errechnete Standardabweichung wird mit dem Faktor 2 multipliziert und anschließend wird das Ergebnis entweder zum Gleitenden Durchschnitt addiert, wodurch sich das obere Band ergibt, oder vom Gleitenden Durchschnitt subtrahiert, wodurch sich das untere Band ergibt.
Durchführung einer Analyse mittels Bollinger Bändern
Zwischen den beiden Bändern, die aus dem GD, der Standardabweichung und dem Faktor errechnet werden, verläuft der GD. Es gibt also drei Graphen. Zusätzlich zu den drei Graphen wird der Kursverlauf einer Devise oder eines anderen Vermögenswerts betrachtet; die drei Graphen werden hierzu einfach in den Kurschart eingebettet.
Nun beurteilt man, wie der aktuelle Kurs im Vergleich zu den Bollinger Bändern verläuft. Möglich ist beispielsweise, dass der Kursverlauf immer innerhalb des oberen und unteren Bandes ist. In diesem Fall ist der Markt in einer Konsolidierung, was bei der Trading-Strategie „Scalping“ vorteilhaft ist. Ein Scalper könnte immer dann, wenn der Kursverlauf das untere Band der Bollinger Bänder berührt, den Vermögenswert kaufen. Sobald der Kurs leicht gestiegen wäre, würde der Scalper seinen minimalen Gewinn mitnehmen, indem er den Vermögenswert sofort verkaufen würde. Bei dem Touchieren des oberen Bandes wäre es eine Option, mittels CFD auf einen Kursverlust zu setzen; dies wäre durch die Hebelwirkung der CFDs bereits eine wesentlich riskantere Form des Tradings.
Neben dem Muster, dass der Kursverlauf innerhalb der Range des unteren und oberen Bollinger Bands bleibt, gibt es eine Reihe anderer möglicher Kursentwicklungen. Diese zu kennen und auf Basis dessen die Kaufs- und Verkaufszeitpunkte beim Daytrading auf verschiedene Weisen bestimmen zu können, ist wichtig, wenn man die Bollinger Bänder korrekt anwenden möchte.